Tragfähige, vertrauensvolle Beziehungen sind in der heutigen Arbeitswelt der Schlüssel zum Erfolg. Wer effektive Teams haben will, muss sich um psychologische Sicherheit eines jeden einzelnen kümmern, eine gesunde Kommunikation untereinander pflegen und damit ein wohlwollendes Betriebsklima unterstützen.
Eine reife und damit effektive Arbeitskultur als Team zeichnet sich durch viele Aspekte aus: gute und effektive Meetings, Rollen- und Erwartungstransparenz und klare Entscheidungsmechanismen. Aber die wichtigste Fähigkeit, die dazu beiträgt, dass Strukturen auch gut und reibungslos funktionieren, ist eine reife Beziehungsfähigkeit untereinander.
Eine gesunde Beziehung im Team trägt zum Purpose und damit zur Wirtschaftlichkeit der Organisation bei, in dem es z.B. weniger Moderation braucht, ein langfristig besserer Umgang mit Konflikten gibt und damit eine schnellere Rückkehr zur effektiven Arbeitsfähigkeit und stärkere Fokussierung auf das jeweilige Teamziel zur Folge hat.
Wenn wir außergewöhnliche Ergebnisse haben wollen, dann brauchen wir sogar ein Miteinander, in der wir als ganzer Mensch da sein dürfen: mit all unseren Gefühlen, Werten, Bedürfnissen und Intelligenzen. Eine Umgebung, in der wir uns jenseits unserer Masken authentisch, berührend und ehrlich begegnen können.
Informationen werden transparent geteilt, es gibt frühes Feedback, Vertrauen wird gefördert, Wertschätzung wird gelebt und das Potential des einzelnen gefördert. Verletzlichkeit ist kein Tabu mehr. Denn wenn wir weiterhin Masken tragen und einen Teil des eigenen Selbst verdrängen und unsere Energie in beispielsweise Absicherungsverhalten, Dominanz, kontrollierter Sprache und Selbstkontrolle und stereotypisiertem Verhalten fokussieren, dann wird ein Teil der kreativen und individuellen Intelligenz in Abwehrmechanismen fließen und steht der Organisation als Intelligenz nicht mehr zur Verfügung. Lange Meetings, unklare Absprachen, unklare implizite Erwartungen, Verstecken von Fehlern und weniger innovative Ideen können Folgen davon sein.
Was können wir also z.B. strukturell tun, um eine gute Beziehung langfristig im Unternehmen zu unterstützen?
3 Tipps für den Alltag
Arbeitsfähigkeit herstellen mit dem Check-in
Einige von euch kennen vielleicht das Ritual, erstmal gemütlich ein Käffchen am Morgen mit dem Kollegen zu trinken, bevor es an die eigentliche Arbeit geht. Ein kurzer persönlicher Austausch lässt uns beieinander ankommen, kurz etwas über den anderen erfahren und damit auch arbeitsfähig sein für unsere anstehende Arbeit.
Und genau das macht ein Check-in. Ein Check-in ist ein 5-minütiger Einstieg ins Meeting, in dem jede*r Teilnehmer*in kurz mitteilt, wie er/sie gerade ins Meeting kommt. Typische Einstiegsfragen können sein: Wie geht es dir? Bist du arbeitsfähig? Was ist noch in deinem Kopf, dass du kurz loslassen musst, um mit uns jetzt gleich effektiv zu arbeiten?
Jede*r Teilnehmer*in kann nun selbst bestimmen, was er/sie von sich ganz kurz teilen mag und ein Stück seiner/ihrer privaten Welt zu zeigen. Das kann von einer einfachen Antwort bis hinzu einer sich mehr öffnenden Antwort gehen, bei der du etwas tiefer zeigst, wie es dir geht. Antworten können z.B. sein:
„Mir geht es gut.“ „Ich habe heute schlecht geschlafen und bin etwas unkonzentriert.“
“Ich mache mir gerade Sorgen zu Hause.“ „Ich bin gerade berührt, dass meine Tochter geheiratet hat.“ „Ich bin heute traurig.“
Jeder teilt 1-3 Sätze, ohne dass es kommentiert wird. Auch besonders in virtuellen Teams ist es empfehlenswert, diesen Austausch so zu strukturieren, da spontane „Kaffeegespräche“ oft im virtuellen Raum fehlen.
Teamhygiene: Beziehungen vertiefen mit dem Tribe-Meeting
Manchmal kriegen wir gar nicht so mit, wie es unseren Kollegen geht oder es tauchen leichte Missverständnisse und kleinere ungelöste Spannungen untereinander auf. Annahmen kommen zustande wie „Dieser Kollege meidet mich“ „Dieser Kollege hat gerade keine Lust auf Arbeit“ und wenn wir tiefer fragen, dann hat dieser Mensch gerade eine schwierige Zeit im Privatleben oder ist so gestresst von der vielen Arbeit, dass er alles nicht mehr schafft.
Ein kurzes Gespräch könnte auch hier helfen, um gemeinsam im Team z.B. die Umverteilung der Arbeit zu besprechen und ihn/sie zu entlasten. Viele unausgesprochene persönliche Informationen machen Effekte in unserem Beisammensein, die leicht vermeidbar sind.
Deswegen ist ein weiteres strukturelles Element das sogenannte Tribe-Meeting. Dieses Treffen ist speziell dafür designed, sich ganz persönlich auszutauschen. Es kann alle 2 Wochen stattfinden und dauert bei 3 Personen maximal 15-20 Minuten. Jede*r Teilnehmer*in bekommt 3 Minuten Redezeit, in der er/sie zu einer Frage oder Thema spricht. Fragen können z.B. sein: Wie geht es mir gerade persönlich auf der Arbeit? Wie sieht gerade meine Lebensbalance aus? Was mag ich an unserer Zusammenarbeit?
Nachdem die erste Person gesprochen hat, gibt es 1 Minute wertschätzendes Feedback von den anderen: „Das war interessant.“ „Das wusste ich noch garnicht von dir“. Dann ist der nächste dran, bis alle Teilnehmer 1x gesprochen haben und ein jeweils wertschätzendes Feedback bekommen haben. Diese 15 Minuten können die momentane Stimmung deines Teams von einem Moment auf den anderen ändern. Und das nur, weil wir uns näher kennengelernt haben oder ein paar Spannungen sich nebenbei aufgelöst haben.
Beziehungen klären durch Eigeninitiative
Und schließlich ist die effektivste Form immer wieder die eigene kleine Initiative zwischendurch. „Ich war beeindruckt von dir.“ „Ich mag an dir.“ „Ich sehe dich so und so“. „Manchmal traue ich mich bei dir nicht….“. „Wie kann ich dich in der Sache unterstützen?“ Viele kleine persönliche Taten, die ein wenig mutig sind. Ich zeige mich ein wenig mehr verletzlich und offen. Ich spreche Wertschätzung aus, wo ich sie gewohnterweise nur innerlich denke. Man kann sich auch kleine Erinnerungen in den Kalender schreiben.
Und genau das ist der Weg zu einer gesunden Beziehungskultur: sich berührbar zeigen, sich aussprechen, sich kennenlernen, sich wertschätzen, sich bei Problemen unterstützen. Viele kleine Handlungen komponieren die Teamatmosphäre und damit auch eure Effektivität im Team.
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